Im Rahmen des Projekts PerFake wird die methodische Reduktion des Einflusses von Fake News erforscht
Fake News wurden durch die US-Präsidentschaftswahlen 2016 und die Volksabstimmung zum Brexit zu einem globalen Phänomen, insbesondere dadurch, dass immer mehr Menschen soziale Medien unreflektiert als Quelle für Nachrichten heranziehen. Die Verbreitung von Fake News im Internet und deren Folgen werden im Europäischen Parlament intensiv diskutiert. Dennoch gibt es bislang keine Übereinkunft, wie der Einfluss von Fake News vermindert werden soll.
„Die Problematik von Fake News ist, dass, selbst wenn diese einwandfrei als solche identifiziert werden, immer noch „etwas hängen bleibt“, also die Meinung nachhaltig beeinflusst bleibt“ erklärt Prof. Johannes Siebert, der am MCI | Die Unternehmerische Hochschule® forscht und unterrichtet. Dieses Phänomen nennt sich „Belief Perseverance Bias“ und erklärt den großen Einfluss von Fake News auf die Meinungsbildung und das Entscheidungsverhalten vieler Menschen. „Es gibt zahlreiche Redaktionen und gemeinnützige Organisationen, die Fake News identifizieren und die Bürgerinnen und Bürger über diese aufklären. Diese sehr aufwendige Arbeit trägt dazu bei, den Einfluss von Fake News zu reduzieren. Diese Faktenchecks können jedoch nur ein erster Schritt sein“ ergänzt Dr. Jana Siebert von der Palacky-Universität Olomouc in Tschechien.
Die beiden Forschenden haben sich in dem von der Europäischen Union und dem tschechischen Ministerium für Bildung, Jugend und Sport finanzierten Projekt „PerFake“ mit der methodischen Reduktion des Belief Perseverance Bias im Kontext von Fake News beschäftigt. Das Ziel des Projekts war es dazu beizutragen, den negativen Einfluss von Fake News zu reduzieren. Prof. Johannes Siebert und Dr. Jana Siebert haben zwei Methoden zur Reduktion dieses Biases entwickelt und in zwei Experimenten mit zahlreichen Teilnehmer/innen getestet und optimiert. Die Experimente bestanden im Kern aus drei Schritten. Die Teilnehmer/innen (1) wurden mit Fake News konfrontiert, (2) darüber informiert, dass es sich um Fake News handelte, und (3) mit Methoden zur Reduktion des Biases konfrontiert. In jedem Schritt wurde die Meinung der Teilnehmer/innen gemessen, um den Bias festzustellen und die Effektivität der Methoden zur Reduktion dieses Biases zu analysieren.
Beide getesteten Debiasing-Methoden zeigten vielversprechende Ergebnisse, in dem sie den Belief Perseverance Bias der Teilnehmer/innen reduziert haben. Die Debiasing-Methode „Counter Speech“ setzt darauf, die Fake News durch klare Gegenargumente zu wiederlegen. Die Debiasing-Methode „Awareness Training“ informiert allgemein die Teilnehmenden über die Existenz und Wirkungsweise des Belief Perseverance Biases. Ein solches Awareness Training könnte dazu beitragen, die Resilienz der Gesellschaft gegenüber Fake News zu erhöhen. Prof. Johannes Siebert erläutert, wie dies in der Praxis funktionieren kann: „Angenommen Sie haben eine Information erhalten, beispielsweise Sie haben eine Rede eines Politikers gehört oder auf Social Media einen Post gelesen. Ein Faktencheck zeigt, dass es sich um eine Falschinformation handelt. Wenn Sie sich der Existenz des Belief Perseverance Biases bewusst sind, sollten Sie erkennen, dass Ihre ursprüngliche Meinung durch die Fake News noch immer negativ beeinflusst sein könnte, und diesen Bias anschließend korrigieren.“ Dr. Jana Siebert ergänzt: „Es wäre daher wünschenswert, die Öffentlichkeit über den Belief Perseverance Bias und seine Funktionsweise aufzuklären. Zum Beispiel könnten Fact-Checking-Organisationen ihre Faktenchecks mit einem Hinweis auf den Belief Perseverance Bias ergänzen. Ein solcher Hinweis könnte die Wirksamkeit des Fakt-Checkings und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegenüber Fake News deutlich erhöhen.“
Quelle: „Reduktion des Einflusses von Fake News“, News des Forschungsschwerpunks Innovation, Entrepreneurship & Marketing am MCI | Die Unternehmerische Hochschule®, 24. Februar 2022 (Link)